Heute zeige ich einmal meine persönliche Sichtweise als Kindergärtnerin und Andrea:
Die Kinder von heute sind definitiv anders. Mental und in der Wahrnehmung oftmals sehr schnell und bereits so entwickelt, dass sie die Welt, ihre Umgebung, die Menschen und Tiere sehr genau und intensiv wahrnehmen, beobachten, verstehen und erleben wollen. Sie machen sich viele Gedanken, haben eigene Ideen, interessieren sich für das, was sie gerade sehen, hören, riechen, fühlen (innen wie aussen). Die gesellschaftliche Veränderung bringt mit sich, dass auch die Kinder anders gefordert werden und in komplexe Situationen, Lebensformen kommen, schon früh extrem viele Informationen erhalten, die sie an- oder auch aufregen, und mit denen sie klar kommen wollen/müssen/lernen.
Kinder sind in ihrem Kern vollständig, genial und wunderschön. Diese strahlende Essenz zu pflegen, stärken und nähren ist meine Aufgabe als Kindergärtnerin. Ich begleite Kinder eine bestimmte Zeit lang in ihrem Lebensgarten, den sie entdecken, verändern, erweitern und auch im Garten anderen Kinder vieles lernen und nach und nach auch einen gemeinsamen Garten bauen.
Und dafür brauchen Kinder ZEIT! Zeit zum Einfach glücklich sein – ohne Leistung und Ergebnis, sich und die anderen und die Natur erleben, Zeit zum Verweilen, Staunen, Lauschen, Lachen, einfach Tun, Nein sagen dürfen und auch akzeptiert werden, Ja sagen und dann manchmal erleben, dass es doch nicht geht, Fehler machen – denn Fehler sind Helfer, Zeit zum Warten bis der nächste (innere) Schritt (im Aussen) möglich ist,…
Und ganz ehrlich, diese Zeit wünsche ich uns Erwachsenen immer wieder auch!
Doch zurück zur Filasez.
Die Natur bietet eine Fülle an Lernmöglichkeiten, um den Inhalt des Lehrplans 21 umzusetzen: Mensch, Gesellschaft, Natur, Mathematik, Sport, Sprachentwicklung, Musik, Gestalten.
So geschieht ein Fächer übergreifendes Lernen, wenn wir unterwegs sind z.B beim:
* Zählen, Addieren, einfachem Subtrahieren mit Schnecken auf der «Weinbergschneckenstrasse»,…
* Kennenlernen der Vielfalt von Pflanzen und Gräser, die auch beim Mittagstisch als leckerer Wildkräutersalat wieder eingesetzt werden, und natürlich die vielen kleinen und grösseren Tiere, die wir erleben: Rehe, Käfer, Specht, Blindschleiche, Ameisen,…
* immer wieder Singen und Erfinden von bestehenden, eigens kreierten, spontan entstehenden Liedern
* Balancieren auf und über Baumstämme, Tannenzapfen-Wurfzielübungen, Slalom um die Bäume, gemeinsames Joggen zurück zum Schützehüüsli,…
*Begegnen und Sprechen mit unterschiedlichsten Menschen: Hundebesitzer, Waldarbeiter, Pensionäre, Jogger,…
*…und, und, und!
Ihre persönlichen, sozialen, methodischen Kompetenzentwicklungen geschehen oftmals erst unsichtbar, doch mit der Zeit zeigen sie sich unübersehbar im Alltag in unterschiedlichen Situationen. Was am Anfang Angst, und daraus resultierende Ablehnung hervorgerufen hatte, ist dann möglich, z.B. Aus «Ich cha nid Male!» wird ein «Andrea, ich wett au mitmache!» «Nei, ich will nid singe!» entwickelt sich zum «Wenn tüemmer wieder singe?» und ein entspanntes Miteinander entsteht…
In der Filasez geht es um die ganzheitliche Mensch-Entwicklung. Jedes Kind hat Fähigkeiten, ist einzigartig und hat eine Schatztruhe voller Stärken. Wenn der Fokus auf «Was ist schon da»?» liegt, spürt das Kind, es ist ok und kann schon vieles. Das ist die Basis für «Und was möchte ich neu, mehr, genauer lernen?» Eine liebevolle und ehrliche Beziehung mit sich selbst schafft die Grundlage für wohlwollende und tragfähige Beziehungen mit anderen, sei es mit Menschen, Tieren, der Natur, der Umwelt. Durch’s Vorleben entsteht Nachmachen…
Ich bin glücklich, dass es die Filasez gibt. Diesen Ort und Lebensraum, wo Kinder Zeit haben, Erfinder, Entdecker, Träumer, Tänzer und einfach sich zu sein. Ein Ort, wo auch die Gespräch mit den Eltern ein regelmässiger und wichtiger Bestandteil für die Entwicklung der Kinder sind.
Und ein Ort auch für mich, wo ich als Andrea, so wie ich bin, bei der Entwicklung dieser Schule mitgestalten kann!