Im Rahmen meiner Intensivweiterbildung durfte ich während 5 Tagen die Schule Filasez besuchen. Ich unterrichte an einer Zuger Oberstufe und war natürlich gespannt, wie man in der Filasez im Unterschied zur Volksschule unterrichtet.
Und ja – es war tatsächlich ganz anders. Schon in der ersten Stunde sitzen die SchülerInnen an ihrer individuellen Morgenaufgabe und tüfteln, rätseln, lesen oder rechnen ganz individuell. Es war sehr spannend zu sehen, wie sie sehr intensiv in ihrem persönlichen Tempo an die Aufgaben gingen. Schon da gab es viel Platz für individuelle Fragen zu den Aufgaben und die LernbegleiterInnen sind schon von Anfang an sehr individuell am Betreuen und Begleiten.
Ich durfte auch einige Inputs im schönen Inputraum miterleben. Das Thema der ersten Woche war „Interviewführung“. Eine Dreiergruppe machte sich gerade auf, die Interviewfragen auf Englisch vorzubereiten und andere Gruppen haben sich für deutsche Fragen entschieden. Die englische Sprachassistenz wurde von Anfang an mit ins Boot geholt und sie konnte mit der Kleingruppe sehr fokussiert arbeiten. Ich habe gestaunt, was sie mündlich auf Englisch schon fragen konnten nach so kurzer Zeit.
Am ersten Morgen habe ich auch schon ein Brot mit einer Zweiergruppe gebacken – en français! Die SchülerInnen kommen auf natürliche Weise mit den Sprachen Französisch und Englisch in Kontakt und haben so einen sehr alltäglichen Umgang mit diesen zwei Fremdsprachen und verstehen auch schon sehr vieles – learning by speaking.
Auch die Pausen sind immer sehr kindzentriert. Bei jedem Wetter geht es in den Park. Die Kinder springen und raufen, lachen und suchen Gespräche. Der/ie Znünimeister /in ist verantwortlich, dass das selbstgebackene gesunde Brot mit Aufstrichen und saisonalen Früchten mit nach draußen kommt. Ich war sehr beeindruckt über die Selbstständigkeit der SchülerInnen. Auch beim Zubereiten der Mahlzeiten oder beim Abwasch kam diese wichtige Alltagsintelligenz zum Vorschein.
Ich durfte den SchülerInnen über die Schultern schauen und behilflich sein, wenn sie an ihren individuellen Projekten arbeiteten. Die SchülerInnen haben alle ihre eigenen Projekte und diese werden im eigenen Tempo bearbeitet, genäht und erforscht.
Auch die Schulräume werden mit den SchülerInnen zusammen gestaltet und es wird ihnen auch in diesem Bereich viel Verantwortung übergeben. Die Wände wurden neu gestrichen, die Pflanzen umgestellt und die Schulräume und die Gänge mit schönen Kunstobjekten aus vergangenen Projekten neu geschmückt. Die Schule entsteht hier förmlich mit den SchülerInnen zusammen und ich konnte 5 Tage einen großen Gemeinschaftssinn unter SchülerInnen und LernbegleiterInnen spüren und erleben.
Was für ein gewinnbringender Einblick in die Schule Filasez. – Danke für diesen lehrreichen und andersartigen Einblick außerhalb der Volksschule.
Ein Blogbeitrag von Christina Lerch, Oberstufenlehrperson im Kt. Zug