Das beste Spiel der Welt…

…ist das freie Rollenspiel.

Wer sich an der Filasez bewegt wird früher oder später einer Gruppe «Füxli» begegnen, die bellend durch den Gang zieht; «Weisch, mir spielet Füxli.» heisst es dann. Vielleicht begegnet man auch einer knurrenden Meute, die von einem anderen Kind skeptisch begutachtet wird; «Mir währet so Werwölf, und er isch en Werwolfjäger, aber er wär sich nonig sicher ob mir Werwölf sind oder normali Wölf».

Neben verschiedenen Tieren sind mir auch schon Ninjas, Detektive, Mütter mit Kindern und viele andere Figuren auf dem Gang der Filasez begegnet.
Die Kinder erzählen im Spiel gemeinsam eine Geschichte in der jeder einen Teil beiträgt, in der jeder eine Figur spielt. So erlaubt es das Rollenspiel die Fantasie fast grenzenlos auszuleben und sich selbst als Protagonist einer abenteuerlichen Geschichte zu erleben. Kein Wunder also, dass es DER Inbegriff des freien Spiels ist.

Das einzige «Problem» am freien Rollenspiel ist es, dass nicht immer klar ist was passiert: Schafft es der Dachs den «Füxli» das Abendessen weg zu schnappen? Hätte der Werwolfjäger den Werwolf jetzt erkannt oder noch nicht? Wer aus der Detektivtruppe findet den entscheidenden Hinweis?
Oft kommt es im freien Rollenspiel daher zu Diskussionen; die Geschichte muss pausiert, und Lösungen gefunden, werden.

Ein weiteres, zumindest aus Erwachsenensicht, unschönes Element ist, dass oft jemand den «Bösen» spielt, jemand muss ja der «Werwolfjäger» sein. Die Kinder spielen so zwar miteinander aber doch irgendwie gegeneinander. Nicht immer wird eine Lösung gefunden, die die Geschichte für alle gespielten Charaktere gut ausgehen lässt.

Trotz allem: das freie Rollenspiel bleibt das non-plus-ultra unter allen möglichen Spielformen.

Minimale Regeln

Das wahrscheinlich nächst beste Spiel der Welt ist eine Form des Spiels, die das freie Rollenspiel nur minimal regelt. Das Genre dieser minimal geregelten Rollenspiele heisst Pen-and-Paper- Rollenspiele, manchmal auch Tabletop-Rollenspiele genannt.
Diese Spiele kann man sich als Mischung aus Improvisationstheater, Gesellschaftsspiel und kollaborativem Geschichtenerzählen vorstellen. Sieger oder Verlierer gibt es nicht – das einzige Spielziel ist es gemeinsam eine Geschichte zu erzählen.

Die Spieler sitzen am Tisch und erzählen zusammen eine Geschichte, dabei spielt jeder seine Figur – genau so wie es die Kinder im freien Rollenspiel tun. Einer der Spieler nimmt, statt einer Figur in der Geschichte, die Rolle des Spielleiters ein; der Spielleiter ist Schiedsrichter, Mit- und Gegenspieler zugleich. Die Existenz des Spielleiters ist es was diese Rollenspiele vom freien Rollenspiel unterscheidet.

Ein Tabletop-Rollenspiel läuft meist in folgender Reihenfolge ab: Beschreibung – Reaktion – Würfeln.
Der Spielleiter beschreibt eine Situation, darauf reagieren die Spieler in dem sie beschreiben was ihre Figuren in dieser Situation tun, und schlussendlich legt der Spielleiter basierend auf den gewürfelten Resultaten fest, ob die beschriebenen Handlungen der Figuren erfolgreich sind oder nicht. Je schwieriger die Handlung, desto höher muss gewürfelt werden.

Die Spieler haben die gleichgrosse Freiheit wie im freien Rollenspiel, was ihre Figuren tun ist nur durch ihre Fantasie beschränkt; nach wie vor wird gemeinsam eine Geschichte erzählt in der jeder seinen Platz findet; und auch im Tabletop-Rollenspiel erlebt jeder einzelne als Protagonist verschidene Abenteuer. Diskussionen darüber welche Handlungen erfolgreich sind, oder wer welchen Hinweis findet, entscheiden aber die Würfel.

Tabletop-Rollenspiel an der Filasez

Inspiriert von den Rollenspielen der Kinder habe ich vor einigen Wochen ein Tabletop-Rollenspiel eingeführt. Als «angefressener» DnD Spieler habe ich mich dabei am DnD Regelsystem bedient, die vom Herausgeber publizierten «DnD for the Classroom»-Materialien studiert und daraus ein kinderfreundliches Spiel gebastelt (unter Rollenspielern würde man von «Homebrew» sprechen). Weil es einigen Kindern bereits bekannt war, nennen wir dieses Spiel auch «Dungeons & Dragons», auch wenn es eigentlich ein anderes, vereinfachtes und selbst-gebasteltes, Spiel ist.

Die Kinder lieben das Spiel und haben schon einige Abenteuer erlebt (siehe den nächsten Blog Beitrag). Die Spannung am Tisch kurz vor einem wichtigen Wurf mit den Würfeln scheint oft greifbar, und die Fantasie sprudelt nur so aus den Kindern.
Es ist gut, dass in der Rolle des Spielleiters ein Erwachsener Teil der Geschichte ist. Die Phantasie der Kinder kann so sanft gelenkt werden um einen positiven Ausgang der Geschichte(n) sicher zu stellen. Auch in anderen Bereichen kann der Spielleiter sanft Einfluss nehmen; so habe ich zum Beispiel entschieden, dass im Filasez-Rollenspiel nie eine Menschliche Figur der Bösewicht sein wird und das die Spielerfiguren nicht gegeneinander kämpfen können.